Andy Evers, Trainer der Schweizer Speed-Fahrer, spricht im Gespräch mit skionline.ch über die Vorbereitung auf den kommenden Winter, seine Arbet und "absurde Ideen".
peg. Mit Andy Evers hat ein Trainer die Verantwortung für die Schweizer Speed-Fahrer übernommen, der einen umfangreichen Leistungsausweis vorlegen kann. Im Gespräch mit skionline.ch spricht der 49 Jahre alte Österreicher über die Vorbereitung auf den kommenden Winter, seine Arbet und "absurde Ideen".
Sie haben im Mai Ihre Arbeit als verantwortlicher Speed-Trainer bei den Schweizer Männern aufgenommen. Wie hat sich die Arbeit bis heute gestaltet?
Andy Evers:„Die Arbeit in den ersten Wochen bestand und besteht zu einem grossen Teil aus dem Kennenlernen. Einerseits die Leute, mit denen man zusammen arbeiten wird und andererseits die Abläufe und die Organisationsstrukturen. Wir waren gemeinsam für die Konditionswoche auf Mallorca, dann hatten wir auch schon einen Lehrgang zusammen im Wallis und in der kommenden Woche gehen wir aufs Eis. Wir werden zwei Tage von einem Fachmann im Eishockey trainiert. Es sind drei Trainingseinheiten und ein abschliessendes Spiel geplant. Das sind alles gute und wichtige Events, damit ich abseits der Skipiste Gespräche führen und die Menschen kennen lernen kann.“
Radfahren, Kondi- und Koordinationstraining, Eishockey.... alles mit dem Ziel, für die Skisaison bereit zu sein. Wann gehen Sie mit Beat Feuz und Co. auf den Schnee?
„Einige Fahrer gehen Mitte Juli noch für ein paar Tage nach Wittenburg in die Skihalle und gegen Ende Juli geht es dann für alle in Zermatt los.“
Sind in diesem Jahr auch Trainingslager in Südamerika geplant?
„Nein, geplant sind die Schneecamps in Zermatt und Saas Fee. Südamerika ist derzeit nicht vorgesehen. Wenn die Schneesituation in Europa gut ist, dann bleiben wir auf jeden Fall in der Schweiz.“
Sepp Brunner, Ihr Vorgänger, hat in österreichischen Medien anklingen lassen, dass er dank seiner langjährigen Arbeit für Swiss Ski beste Beziehungen ins Wallis habe. Wird Swiss Ski dennoch „Einheimischen-Bonus“ auf den Pisten in Zermatt und Saas Fee geniessen?
„Davon gehe ich aus. Es wäre ja schlimm, wenn wir als Schweizer Team um den Platz kämpfen müssten. Es gibt logischerweise Reservierungen und die werden auch eingehalten. So sind die Spiesse für alle gleich lang.“
Sie steigen gleich mit einer olympischen Saison, in der die Erwartungen an die Fahrer hoch sind, in ihre Arbeit bei Swiss Ski ein. Eine zusätzliche Herausforderung oder aber nichts Besonderes für einen routinierten Trainer?
„Beides trifft zu. Olympische Spiele sind nur alle vier Jahre und deshalb ist es ein spezielles Jahr. Andererseits ist gerade in Nationen wie der Schweiz der Weltcup genau so wichtig. Darum spielt die Tatsache, dass Olympia ansteht, keine so grosse Rolle. Der Auftrag ist jedes Jahr der, dass die Athleten während einer gesamten Saison konkurrenzfähig sein müssen. Deshalb macht es für die Vorbereitung und das Training keinen grossen Unterschied, ob es jetzt ein Olympia-Jahr ist oder nicht.“
Ihr Name ist eng mit jenem von Hermann Maier und dessen Erfolgen verbunden. Heute trainieren Sie Fahrer, die zu Maiers besten Zeiten zur Schule gegangen sind. Müssen Sie Ihren heutigen Schützlingen Ihren persönlichen Leistungsausweis jeweils erklären?
„Nein. Und das möchte ich auch gar nicht. Ich will nicht an Dingen aus der Vergangenheit gemessen werden. Was zählt ist das Hier und Jetzt und nicht das, was vor Jahren war. Das war eine andere Zeit, es waren andere Athleten und beides spielt für die heutige Arbeit absolut keine Rolle. Das, was ich früher gemacht habe, hat keinen Einfluss. Ich will mit den heutigen Athleten arbeiten und die Jungs nach vorne bringen.“
Aber Sie können bestens vergleichen, wie sich der Abfahrtsrennsport oder Skirennsport generell in den letzten zwei Jahrzehnten verändert hat. Wo stellen Sie die grössten Unterschiede zur Blütezeit eines Hermann Maier fest?
„Da findet – wie in allen andern Bereichen des Lebens auch – eine ständige Entwicklung statt. Unterschiede finden Sie demnach überall, ob im Materialbereich oder in der Ausbildung und im Training der Athleten. So nach den Jahren 2002 oder 2003 hat sich im Materialsektor einiges getan. Im Speed-Bereich vielleicht noch am wenigsten. Im Slalom oder Riesenslalom aber wurden Quantensprünge gemacht.“
Österreich setzt auf individuelleres Training und Swiss Ski durch die Aufteilung der Speed-Fahrer in die Weltcupgruppen 1A und 1B auch. Neu ist ja diese Philosophie nicht und Sie kennen das individuelle Arbeiten aus der Zeit mit Hermann Maier selber bestens. Wie hat sich diese neue Organisation bei Swiss Ski angelassen?
„Die Gruppe, wenn man 1A und 1B zusammen nimmt, ist ja im Vergleich zum Vorjahr grösser. Da hat sich also gar nicht so viel verändert. Wichtig und entscheidend ist, was wir Trainer und Athleten dann aus dieser Situation machen. Auf dem Papier lässt sich rasch etwas aufschreiben, zählen tut dann aber das, was in der Praxis gemacht wird. Das Arbeiten in der Gruppe und der interne Wettkampf sind trotz individuellerem Arbeiten wichtige Faktoren. Es ist gut, wenn die nachrückenden Fahrer im Training Gas geben und die routinierten Athleten fordern. Für diese nachstossenden Athleten ist der Weg noch ein weiter und deshalb ist es wichtig, dass sie sich messen können. Und auch die arrivierteren Fahrer schätzen es, wenn die jüngeren Druck machen.“
Wie sehr können Sie sich um nachrückende Fahrer aus den nationalen Leistungszentren, dem Europacup oder der Weltcup-Gruppe 1B kümmern und deren Weg beobachten?
„Gerade wenn wir auf den Schweizer Gletschern trainieren geschieht das ja oft parallel mit anderen Mannschaften. Da unterhalte ich mich natürlich mit den jeweiligen Trainern und schaue – wenn es geht – auch den Jüngeren auf der andern Trainingspiste zu. Ich will ja auch versuchen, meine Philosophie Schritt für Schritt in die andern Kader einfliessen zu lassen. Gerade die 1B-Mannschaft wird sehr oft mit uns gemeinsam trainieren und dort kann ich natürlich sehr gut beobachten, was passiert.“
Sie waren rund 17 Jahre als Trainer im ÖSV tätig, danach je zwei Jahre in den USA und in Liechtenstein. Sepp Brunner war während zwei Jahrzehnten bei Swiss Ski. Nun treffen Sie im Weltcup unter veränderten Vorzeichen wieder aufeinander. Ist das für Sie etwas Besonderes?
„Für mich ist das gar nichts Spezielles. Ich glaube eher, dass es für die Athleten oft ungewohnt sein kann, wenn der langjährige Trainer plötzlich die Jacke eines anderen Verbandes trägt. Wenn ich direkt vom ÖSV zu den Schweizer gewechselt hätte, wäre es vielleicht eine andere Situation. Was ich aber auf jeden Fall hoffe ist, dass sich die zwei Nationen auf hohem Niveau matchen werden.“
Was denken Sie als Speed-Trainer über die Idee der FIS, den Super-G mittelfristig streichen zu wollen? Können Sie das nachvollziehen oder finden Sie solches Gedankengut eher absurd?
„Absurd trifft es ziemlich genau. Das ist für mich eine der absurdesten Ideen überhaupt. Ich denke, dass man den Super-G in Zukunft etwas technischer und taktischer gestalten sollte, damit er sich stärker von der Abfahrt unterscheidet. Es stimmt, dass der Unterschied zwischen den beiden Disziplinen oft nicht mehr gut zu sehen war. Das liegt aber daran, wie man die Rennen auslegt und nicht an der Disziplin selbst. Der Super-G ist die schwierigste Disziplin überhaupt. Du hast als Athlet mit hoher Geschwindigkeit Übergange und Sprünge zu bewältigen, die du nur hast besichtigen nicht aber trainieren können. Kurz: der Super-G gehört ins Programm.“
Und haben Sie davon gehört, dass der südkoreanische Sportminister im Februar einige Olympische Skirennen zur „Friedensförderung“ und zum „Brücken bauen“ nach Nordkorea verlegen möchte?
(lacht) „Das höre ich zum ersten Mal. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Das klingt auch ziemlich absurd. Ich glaube nicht, dass sich deswegen Süd- und Nordkorea näher kommen würden. Die Idee gehört wohl eher in die Rubrik der Propaganda.“
peg. Mit Andy Evers hat ein Trainer die Verantwortung für die Schweizer Speed-Fahrer übernommen, der einen umfangreichen Leistungsausweis vorlegen kann. Im Gespräch mit skionline.ch spricht der 49 Jahre alte Österreicher über die Vorbereitung auf den kommenden Winter, seine Arbet und "absurde Ideen".
Sie haben im Mai Ihre Arbeit als verantwortlicher Speed-Trainer bei den Schweizer Männern aufgenommen. Wie hat sich die Arbeit bis heute gestaltet?
Andy Evers:„Die Arbeit in den ersten Wochen bestand und besteht zu einem grossen Teil aus dem Kennenlernen. Einerseits die Leute, mit denen man zusammen arbeiten wird und andererseits die Abläufe und die Organisationsstrukturen. Wir waren gemeinsam für die Konditionswoche auf Mallorca, dann hatten wir auch schon einen Lehrgang zusammen im Wallis und in der kommenden Woche gehen wir aufs Eis. Wir werden zwei Tage von einem Fachmann im Eishockey trainiert. Es sind drei Trainingseinheiten und ein abschliessendes Spiel geplant. Das sind alles gute und wichtige Events, damit ich abseits der Skipiste Gespräche führen und die Menschen kennen lernen kann.“
Radfahren, Kondi- und Koordinationstraining, Eishockey.... alles mit dem Ziel, für die Skisaison bereit zu sein. Wann gehen Sie mit Beat Feuz und Co. auf den Schnee?
„Einige Fahrer gehen Mitte Juli noch für ein paar Tage nach Wittenburg in die Skihalle und gegen Ende Juli geht es dann für alle in Zermatt los.“
Sind in diesem Jahr auch Trainingslager in Südamerika geplant?
„Nein, geplant sind die Schneecamps in Zermatt und Saas Fee. Südamerika ist derzeit nicht vorgesehen. Wenn die Schneesituation in Europa gut ist, dann bleiben wir auf jeden Fall in der Schweiz.“
Sepp Brunner, Ihr Vorgänger, hat in österreichischen Medien anklingen lassen, dass er dank seiner langjährigen Arbeit für Swiss Ski beste Beziehungen ins Wallis habe. Wird Swiss Ski dennoch „Einheimischen-Bonus“ auf den Pisten in Zermatt und Saas Fee geniessen?
„Davon gehe ich aus. Es wäre ja schlimm, wenn wir als Schweizer Team um den Platz kämpfen müssten. Es gibt logischerweise Reservierungen und die werden auch eingehalten. So sind die Spiesse für alle gleich lang.“
Sie steigen gleich mit einer olympischen Saison, in der die Erwartungen an die Fahrer hoch sind, in ihre Arbeit bei Swiss Ski ein. Eine zusätzliche Herausforderung oder aber nichts Besonderes für einen routinierten Trainer?
„Beides trifft zu. Olympische Spiele sind nur alle vier Jahre und deshalb ist es ein spezielles Jahr. Andererseits ist gerade in Nationen wie der Schweiz der Weltcup genau so wichtig. Darum spielt die Tatsache, dass Olympia ansteht, keine so grosse Rolle. Der Auftrag ist jedes Jahr der, dass die Athleten während einer gesamten Saison konkurrenzfähig sein müssen. Deshalb macht es für die Vorbereitung und das Training keinen grossen Unterschied, ob es jetzt ein Olympia-Jahr ist oder nicht.“
Ihr Name ist eng mit jenem von Hermann Maier und dessen Erfolgen verbunden. Heute trainieren Sie Fahrer, die zu Maiers besten Zeiten zur Schule gegangen sind. Müssen Sie Ihren heutigen Schützlingen Ihren persönlichen Leistungsausweis jeweils erklären?
„Nein. Und das möchte ich auch gar nicht. Ich will nicht an Dingen aus der Vergangenheit gemessen werden. Was zählt ist das Hier und Jetzt und nicht das, was vor Jahren war. Das war eine andere Zeit, es waren andere Athleten und beides spielt für die heutige Arbeit absolut keine Rolle. Das, was ich früher gemacht habe, hat keinen Einfluss. Ich will mit den heutigen Athleten arbeiten und die Jungs nach vorne bringen.“
Aber Sie können bestens vergleichen, wie sich der Abfahrtsrennsport oder Skirennsport generell in den letzten zwei Jahrzehnten verändert hat. Wo stellen Sie die grössten Unterschiede zur Blütezeit eines Hermann Maier fest?
„Da findet – wie in allen andern Bereichen des Lebens auch – eine ständige Entwicklung statt. Unterschiede finden Sie demnach überall, ob im Materialbereich oder in der Ausbildung und im Training der Athleten. So nach den Jahren 2002 oder 2003 hat sich im Materialsektor einiges getan. Im Speed-Bereich vielleicht noch am wenigsten. Im Slalom oder Riesenslalom aber wurden Quantensprünge gemacht.“
Österreich setzt auf individuelleres Training und Swiss Ski durch die Aufteilung der Speed-Fahrer in die Weltcupgruppen 1A und 1B auch. Neu ist ja diese Philosophie nicht und Sie kennen das individuelle Arbeiten aus der Zeit mit Hermann Maier selber bestens. Wie hat sich diese neue Organisation bei Swiss Ski angelassen?
„Die Gruppe, wenn man 1A und 1B zusammen nimmt, ist ja im Vergleich zum Vorjahr grösser. Da hat sich also gar nicht so viel verändert. Wichtig und entscheidend ist, was wir Trainer und Athleten dann aus dieser Situation machen. Auf dem Papier lässt sich rasch etwas aufschreiben, zählen tut dann aber das, was in der Praxis gemacht wird. Das Arbeiten in der Gruppe und der interne Wettkampf sind trotz individuellerem Arbeiten wichtige Faktoren. Es ist gut, wenn die nachrückenden Fahrer im Training Gas geben und die routinierten Athleten fordern. Für diese nachstossenden Athleten ist der Weg noch ein weiter und deshalb ist es wichtig, dass sie sich messen können. Und auch die arrivierteren Fahrer schätzen es, wenn die jüngeren Druck machen.“
Wie sehr können Sie sich um nachrückende Fahrer aus den nationalen Leistungszentren, dem Europacup oder der Weltcup-Gruppe 1B kümmern und deren Weg beobachten?
„Gerade wenn wir auf den Schweizer Gletschern trainieren geschieht das ja oft parallel mit anderen Mannschaften. Da unterhalte ich mich natürlich mit den jeweiligen Trainern und schaue – wenn es geht – auch den Jüngeren auf der andern Trainingspiste zu. Ich will ja auch versuchen, meine Philosophie Schritt für Schritt in die andern Kader einfliessen zu lassen. Gerade die 1B-Mannschaft wird sehr oft mit uns gemeinsam trainieren und dort kann ich natürlich sehr gut beobachten, was passiert.“
Sie waren rund 17 Jahre als Trainer im ÖSV tätig, danach je zwei Jahre in den USA und in Liechtenstein. Sepp Brunner war während zwei Jahrzehnten bei Swiss Ski. Nun treffen Sie im Weltcup unter veränderten Vorzeichen wieder aufeinander. Ist das für Sie etwas Besonderes?
„Für mich ist das gar nichts Spezielles. Ich glaube eher, dass es für die Athleten oft ungewohnt sein kann, wenn der langjährige Trainer plötzlich die Jacke eines anderen Verbandes trägt. Wenn ich direkt vom ÖSV zu den Schweizer gewechselt hätte, wäre es vielleicht eine andere Situation. Was ich aber auf jeden Fall hoffe ist, dass sich die zwei Nationen auf hohem Niveau matchen werden.“
Was denken Sie als Speed-Trainer über die Idee der FIS, den Super-G mittelfristig streichen zu wollen? Können Sie das nachvollziehen oder finden Sie solches Gedankengut eher absurd?
„Absurd trifft es ziemlich genau. Das ist für mich eine der absurdesten Ideen überhaupt. Ich denke, dass man den Super-G in Zukunft etwas technischer und taktischer gestalten sollte, damit er sich stärker von der Abfahrt unterscheidet. Es stimmt, dass der Unterschied zwischen den beiden Disziplinen oft nicht mehr gut zu sehen war. Das liegt aber daran, wie man die Rennen auslegt und nicht an der Disziplin selbst. Der Super-G ist die schwierigste Disziplin überhaupt. Du hast als Athlet mit hoher Geschwindigkeit Übergange und Sprünge zu bewältigen, die du nur hast besichtigen nicht aber trainieren können. Kurz: der Super-G gehört ins Programm.“
Und haben Sie davon gehört, dass der südkoreanische Sportminister im Februar einige Olympische Skirennen zur „Friedensförderung“ und zum „Brücken bauen“ nach Nordkorea verlegen möchte?
(lacht) „Das höre ich zum ersten Mal. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Das klingt auch ziemlich absurd. Ich glaube nicht, dass sich deswegen Süd- und Nordkorea näher kommen würden. Die Idee gehört wohl eher in die Rubrik der Propaganda.“
Foto: zvg